Einst standen wir früh mit der Sonne auf
Und lebten fast ewig einmal,
Bis einer von uns das flackernde Licht,
Bis einer das Feuer stahl.
Da fingen die einen zu beten an,
Die andren schärften die Krallen.
Doch von dem Blauen Flusse dort
Tranken wir alle.
Dieweil uns die Zeit durch die Finger zerrann,
Ist der Fluss im Herbst fast versiegt.
Da sagten die Hiesigen, dass das nur an
Den Zugewanderten liegt.
Und während die einen von uns einen Sohn,
Die anderen Töchter bekamen,
Tranken wir vom selben Fluss
Alle zusammen.
Der eine flog höher und höher hinauf,
Und dem brach der Flügel entzwei.
Bei diesem stand reichlich das Korn auf dem Feld,
Bei jenem - nur Wüstenei.
Der eine starb, von der Kugel gefällt,
Der andere löste den Schuss.
Doch getrunken haben wir alle
Vom selben Fluss.
Und wenn er beim Wein oder Kräutertrank
Des Vaters, der Mutter gedenkt,
Meint dieser, nun sei es Zeit, dass man baut,
Und jener, Zeit, dass man sprengt.
Doch jedes Mal mitternachts macht, der da sitzt
An der Mühle des Schicksals, Schluss
Mit dem Streit zwischen ihnen und sagt,
Wer auf Wache ziehn muss.
(Lukianenko, S.: Wächter der Ewigkeit. München : Heyne, 2007. S. 324-326)