Buddhismus
Obwohl die Lehre Logik und Erkenntnis betont, ist sie keine Philosophie. Denn die buddhistische Praxis verändert den Menschen dauerhaft. Buddhismus ist auch keine Psychologie. Beide versuchen zwar dem Einzelnen Möglichkeiten zu bieten, mit sich selbst und der Welt besser zurecht zu kommen. Die Psychologie bleibt jedoch dabei im Alltäglichen, während der Buddhismus auf mehrere Leben ausgerichtet ist und die Vergänglichkeit mit einschließt.
Was ist Buddhismus?
Wichtiger Bestandteil des Buddhismus: Meditation
Nach Buddha haben Erfahrungen und Geschehnisse ihre Ursachen nicht nur in diesem Leben, sondern auch in früheren Existenzen. Entsprechend wirken Gedanken, Rede und Handlung auch in die Zukunft - das sogenannte Karma-Prinzip. Damit lässt sich auch erklären, warum die inneren und äußeren Umstände der Menschen so unterschiedlich sind. Buddhismus ist eine Religion, unterscheidet sich aber wesentlich von den sogenannten Glaubensreligionen wie Christentum, Judentum oder Islam.
Wie auch Hinduismus und Taoismus ist Buddhas Lehre eine Erfahrungsreligion. Ziel ist die Entfaltung des eigenen Geistes, die "Buddha-Natur" zu erlangen. Damit ist gemeint, dass in jedem Menschen die Fähigkeit zur Erleuchtung bereits vorhanden ist. Der Weg dorthin führt über Selbstständigkeit und Eigenverantwortung des Menschen. Im Buddhismus gibt es daher wenige Vorschriften von außen. Buddhas Belehrungen sollen bewusst hinterfragt und durch die eigenen Erfahrung überprüft werden. "Triffst Du Buddha, töte ihn", lautet ein berühmtes Zitat, das dies ausdrückt.
Wie wird man Buddhist?
Buddhistische Mönche leben nach strengen Regeln
In einem kleinen Ritual nimmt man Zuflucht zu Buddha, Dharma (der Lehre) und Sangha (der spirituellen Gemeinschaft). Sie werden auch die drei Juwelen genannt. Zufluchtnahme bedeutet, den Weg des Buddha zu gehen und seiner Lehre zu folgen. Wir brauchen eine Zuflucht, die außerhalb von Samsara liegt, dem Kreislauf von Tod und Wiedergeburt. Andere Menschen können nie Zuflucht bieten, weil sie selber noch in diesem Kreislauf und ihren Konzepten gefangen sind. In der Regel ist die Zuflucht mit einer Verpflichtung auf die sogenannten fünf Silas verknüpft. Sie lauten:
1. Kein Lebewesen zu töten oder zu verletzen
2. Nichtgegebenes nicht zu nehmen
3. Keine unheilsamen sexuellen Beziehungen zu pflegen und sich im rechten Umgang mit den Sinnen zu üben
4. Nicht zu lügen oder unheilsam zu reden
5. Das Bewusstsein nicht durch berauschende Mittel zu trüben
Die Vier Edlen Wahrheiten
Buddha hat die Essenz seiner Lehre im Grunde in den "Vier Edlen Wahrheiten" zusammengefasst. Sie sollen helfen, das Leben zu durchschauen und zu bewältigen.
1. Was ist das Leiden?
Es gibt drei Arten von Leiden: Leid des Leidens, Leid der Veränderung, Leid der Bedingtheit. Das Leben selbst ist Leiden: Geburt, Arbeit, Trennung, Alter, Krankheit, Tod.
2. Wie entsteht das Leiden?
Durch Unwissenheit, Lebensdurst, Haften an Dingen, Gier, Hass und Verblendung.
3. Wie kann das Leiden überwunden werden?
Durch Aufgeben des Begehrens. Nur so wird neues Karma, die Folge von guten wie bösen Taten, vermieden.
4. Auf welchem Weg soll dies erreicht werden?
Auf dem Weg der vernünftigen Mitte - weder Genusssucht noch Selbstzüchtigung. Der berühmte achtfache Pfad zum Nirwana besteht in: rechte Erkenntnis und Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln und Leben, rechte Anstrengung, Achtsamkeit und Sammlung.
Was ist die Ursache für Leiden?
Erkenntnisse der Quantentheorie
Unsere Unwissenheit und das Nichtverstehen ist die Ursache allen Leidens. Aber was verstehen wir nicht? Unser ungeübter Geist ist unfähig wahrzunehmen, dass Seher, Gesehenes und Sehen sich gegenseitig bedingen. Sie existieren nicht unabhängig voneinander und auch nicht alleine aus sich heraus. Buddhas Erklärungen decken sich übrigens mit den Erkenntnissen der Relativitätstheorie und Quantentheorie, nach denen die Eigenschaften der Materie abhängig vom Beobachter ist. Es ist das Dilemma der Subjektivität der Erkenntnis.
Durch diese Unwissenheit entsteht die Erfahrung von Dualität. Wir teilen die Welt in "Ich"-Innenwelt und "Du"-Außenwelt. Obwohl die Dinge sich ständig verändern, halten wir an unserer Vorstellung fest, dass sie wirklich, beständig und von uns getrennt sind.
Was bedeutet Leere?
Sucht man nach etwas Zeitlosem und Beständigem, so findet man nichts. Alle Objekte sind leer von Eigenexistenz. Die Objekte sind aber auch nicht Nichts. Das trifft auch auf uns Menschen zu. Wir sind definitiv vorhanden, haben Gefühle und Gedanken. All das existiert. Doch was ist das "Ich"? Sucht man danach, so lässt sich nichts festmachen, was man als Ich bezeichnen kann. Das Ich ist leer von Eigenexistenz. Es ist weder beständig noch fest, so wie alles, was uns umgibt.
Unser Geist ist in seiner wahren Natur offen wie der Raum, eine Art zeitloser Behälter, der alles erscheinen lässt, umfasst und miteinander verbindet. Daher kann der Geist auch nicht sterben, wie der Körper. Der Geist bleibt jenseits von Tod und Zerfall. Ziel aller buddhistischen Bestrebungen ist die Erleuchtung. In diesem Zustand lösen sich unsere begrenzten Vorstellungen und Begriffswelten auf. Wir denken nicht mehr in Entweder-oder-Kategorien, sondern sind mit allem verbunden und verweilen bewusst im Hier und Jetzt.
Was bedeutet Karma?
Karma bedeutet Handlung, wobei der Buddhismus drei Handlungen unterscheidet: die des Körper, die der Rede und die des Geistes. Alle Formen des menschlichen Handelns erzeugen Prägungen, die wiederum die Basis zukünftigen Handelns und Erfahrens sind. Der Begriff des Karma ist eng mit dem Konzept der Wiedergeburt verknüpft. Unsere Taten können gutes oder schlechtes Karma hervorrufen oder karmisch gesehen neutral sein. Entscheidend dafür ist die Motivation mit der eine Handlung ausgeführt wird.
Gutes Karma führt zu einer "Belohnung" entweder im aktuellen Leben oder zu einer Wiedergeburt in angenehmen menschlichen Verhältnissen, beziehungsweise in der Göttersphäre. Schlechtes Karma führt dagegen zu einer Wiedergeburt unter negativen Umständen, zum Beispiel auch als Tier oder Dämon. Gute Taten füllen zwar den Geist mit guten Eindrücken auf und deshalb sollte man möglichst viele gute Taten ausführen. Solange wir aber mit unserem Ego die Welt dualistisch sehen, bleibt die Wirkung jeder Handlung begrenzt.
Anderen helfen bringt gutes Karma
Befreiend und erleuchtend wirken kann eine Tat erst in Verbindung mit der Einsicht in die Leerheit. Leerheit bedeutet, dass alles letztlich Teil derselben Ganzheit ist. Diese höchste Weisheit entfaltet sich erst allmählich, doch es gibt bestimmte Handlungen, die dem Menschen nützen diese Weisheit fest im Leben zu verankern. Die sogenannten sechs Paramitas lauten:
1. Großzügigkeit
2. Sinnvolles Verhalten
3. Geduld
4. Begeisterte Tat
5. Meditation
6. Weisheit
Was bedeutet Reinkarnation?
Wiedergeburt bedeutet, dass die menschliche Seele nach dem Tod auf dieser Erde oder anderen Existenzbereichen als empfindendes Wesen wiedergeboren wird. Die Buddhisten glauben an ein Geist-Kontinuum, das viele Leben durchläuft. Deshalb wirkt Karma auch nicht nur im jetzigen Leben, sondern auch ins nächste hinein. Umgekehrt sind wir im jetzigen Leben Bedingungen ausgesetzt, die durch unser Karma in vorherigen Leben erzeugt wurden.
Was ist Samsara?
Nach buddhistischer Vorstellung befinden sich alle Lebewesen in einem Kreislauf von Existenzen, dem Samsara. Ursache dafür ist das Karma. Gute wie schlechte Handlungen, die wir auf Grund des vollkommen unreinen Zustands unseres Geistes ausführen, erzeugen dabei die Folge der Wiedergeburten. Wenn kein Karma mehr erzeugt wird, hinterlassen unsere Handlungen auch keine Spur mehr in der Welt. Im Buddhismus wird dies als Eingang ins Nirvana bezeichnet.